La Grande Guerra 1914-1918

 

 

APPROFONDIMENTI

Die italienisch-österreichischen Friedenstreffen im Gedenken
an die Kriegsgefallenen und Zivilopfer des Ersten Weltkrieges
Interview mit Mario Eichta, dem Initiator der Friedenstreffen

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Jahrzehnte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gab es und gibt es immer noch zahlreiche Initiativen in ehrendem Gedenken an die Kriegsgefallenen. Vor etlichen Jahren wurden die italienisch-österreichischen Friedenstreffen ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um eine besonders lobenswerte Initiative, die sich die Ehrung der Kriegsgefallenen und Zivilopfer des Krieges diesund jenseits der Grenze zum Ziel gesetzt hat. Diese Treffen sind nunmehr zur Tradition geworden und genießen internationale Anerkennung. Unermüdlicher Ideator und Organisator dieser Treffen ist Mario Eichta, Sohn einer verdienten Persönlichkeit des damaligen Trentino. Luigi Eichta, der Vater von Mario, war am 26. Mai 1915 in Meran von k.u.k. Gendarmen gefangen genommen worden, weil man ihm irredentistische Bestrebungen zu Gunsten des Königreiches Italien unterstellte. Er wurde zunächst ins berüchtigte Internierungslager von Katzenau (bei Linz) gebracht und schließlich nach Hollabrunn überstellt. Sein Sohn Mario Eichta verspürte in der Folge das Bedürfnis, ja die Verpflichtung der Gefallenen und Zivilopfer des Krieges in würdiger Weise zu gedenken.

Er initiierte daher die italienisch-österreichischen Friedenstreffen, die im Jahre 1992 mit einer beeindruckenden Kundgebung beim Ossarium am Tonale-Pass (Gemeinde Vermiglio) ihren Anfang nahmen. An diesem ersten Treffen nahmen auch die damaligen Außenminister Italiens und Österreichs Emilio Colombo und Alois Mock teil. 1993 fand dann das Treffen mit dem Minister Mock beim Festungswerk Lusern statt, 1994 am Soldatenfriedhof von Fucine, einer Fraktion der Gemeinde Ossana, 1995 im Soldatenfriedhof bei der Kirche Santa Giuliana in der Gemeinde Vigo di Fassa, im Jahre 1996 im Soldatenfriedhof von Slaghenaufi in der Gemeinde Lavarone, 1997 im Gefallenenfriedhof von Bondo und schließlich im Jahre 1998 im Soldatenfriedhof von S. Rocco in der Gemeinde von Pejo.

Ein Großteil der Zivilbevölkerung des damaligen Trentino, genannt Welschtirol, war nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg von den österreichisch-ungarischen Militärbehörden evakuiert worden. Die Menschen wurden vielfach in entlegene Ortschaften in das Innere der ehemaligen Donaumonarchie verschleppt, insgesamt etwa 70.000 Frauen, Kinder und betagte Männer. Gemeinsam mit den Trentinern waren auch Bürger anderer Gebiete evakuiert worden, so zum Beispiel `ie Bevölkerung von Cortina d´Ampezzo, des östlichen Friaul, Istriens, des Gebietes von Fiume sowie Dalmatiens. Andere Zivilpersonen italienischer Muttersprache, die aber Bürger der k-u.k. Monarchie waren, mussten harte Verfolgungen und Deportationen über sich ergehen lassen, da man sie irredentistischer Aktivitäten zu Gunsten des Königreiches Italien bezichtigte.Viele Deportierte und Internierte starben in der Fremde an Krankheiten und Entbehrungen, weit weg von ihrer Heimat Trentino.

Incontri Italo-Austriaci della Pace - Feltre 2010

Wir stellen an Herrn Commendatore Mario Eichta die Frage, wie es mit den Friedenstreffen weiterging

„Da ich ja selbst in meiner Familie die Deportation meines Vaters miterlebt hatte, hielt ich es für angebracht bei den geplanten Gedenkfeiern zu Ehren der Kriegsgefallenen auch die zahlreichen Zivilopfer des Krieges einzubeziehen, die meist übergangen wurden. Aus diesen Überlegungen heraus habe ich, nicht ohne Schwierigkeiten, bereits drei dieser Friedenstreffen in Österreich organisiert und nun bin ich gerade dabei ein viertes vorzubereiten. 1999 fand die Veranstaltung im Friedhof von Haselbach bei Braunau am Inn statt, wo viele gefallene Soldaten des Ersten Weltkrieges bestattet sind. In Haselbach waren während des Krieges auch Tausende von Italienern inhaftiert und über 15.000 Flüchtlinge aus dem Trentino untergebracht. Im Jahre 2000 traf man sich in Landegg in der Gemeinde Pottendorf, wobei man auch Hollabrunn und Mitterndorf an der Fischa besuchte, BRAUNAU, KATZENAU - Mario EichtaOrtschaften, in denen sich ebenfalls umfangreiche Flüchtlingslager befanden. Im Jahre 2001 fand das Friedenstreffen im Friedhof von Linz statt, wo unter anderem auch die zahlreichen Toten bestattet sind, die während der Internierung im berühmt berüchtigten Lager von Katzenau gestorben waren.“Im Jahre 2002 ging das 11. österreichisch-italienische Friedenstreffen wieder im Trentino über die Bühne. Die Gruppe der Alpini von Caoria hatte zu diesem Anlass den dortigen Soldatenfriedhof wieder instand gesetzt.

In diesem Friedhof waren die italienischen und auch österr.-ungarischen Soldaten bestattet worden, die am Monte Cauriol und auf anderen Gipfeln der Lagorai-Gruppe gefallen waren. Im Einvernehmen mit der Gemeinde von Canal San Bovo beschloss die Alpini-Gruppe die Einweihung des renovierten Friedhofes mit einer würdigen grenzüberschreitenden Veranstaltung zu verbinden. Die Gemeinde von Canal San Bovo wandte sich umgehend an Herrn Mario Eichta und ersuchte ihn, die Organisation des Friedenstreffens zu übernehmen. Mit viel Geschick und mit nunmehr international anerkannter Erfahrung ging er an die Arbeit und veranlasste alles Notwendige für eine würdige Feier. Im Jahre 2003 hat Mario Eichta schließlich das Friedenstreffen im österr.-ungarischen Soldatenfriedhof von San Michele am Tagliamento in der Provinz Venedig organisiert.

Am 19. Juni 2004 hat er eine grenzüberschreitende Kundgebung organisiert, die im bekannten Soldatenfriedhof von Mauthausen, 32 km von Linz entfernt, stattfand. Es handelte sich um das 13. italienisch-österreichische Friedenstreffen, das nicht nur wegen der Persönlichkeiten, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, sondern auch wegen der besonderen Bedeutung ein unvergessliches Ereignis zu werden versprach. Im Jahre 2005 hat Mario Eichta schließlich das Friedenstreffen in Rivoli Veronese in der Provinz Verona organisiert.

Am 3. September 2006 organisierte er im Soldatenfriedhof in Tonezza del Cimone(Provinz Vicenza) das 15. italienisch-österreichische Friedenstreffen. Am 29. 7. 2007 organisierte er immer mit der wichtigen Mitarbeit vom ÖSK-OÖ das 16. Friedenstreffen. Eichta wird das 17. Friedenstreffen am Sonntag, dem 5. 10. 2008 im Soldatenfriedhof von Arsiero in Provinz Vicenza organisieren. Das 18. Friedenstreffen wird im Soldatenfriedhof von Marchtrenk am 9. 10. 2009 stattfinden. Das 19. Friedenstreffen im Jahre 2010 wird in Feltre(Provinz Belluno) am 11. Juli stattfinden.

Incontri Italo-Austriaci della Pace - Feltre 2010

Wir möchten von Commendatore Eichta auch erfahren, nach welchen Kriterien und Vorstellungen er die Orte für die Veranstaltung der Friedenstreffen auswählt

„Ich habe mich bemüht, die meisten dieser Gedenkfeiern mit kulturellen Veranstaltungen zu verbinden: Konzerte bekannter Bergchöre, Ausstellungen, geführte Exkursionen zu den Kampfstätten, an denen zahlreiche Soldaten ihr Leben lassen mussten, Besuch von ehemaligen Konzentrationslagern, Postamt für Briefmarkenentwertungen, historische Veröffentlichungen usw. bilden für die Kundgebungen ein attraktives Rahmenprogramm. Bewusst wurden und werden Orte und Stätten ausgewählt, an denen die Soldaten gekämpft, inhaftiert oder ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch wenn der Gang zu diesen denkwürdigan Stätten manchmal Opfer abverlangt, tragen gerade diese historischen Stätten dazu bei, die Lebens- und Kampfbedingungen der Soldaten zu verstehen, unter denen sie im gemeinsamen Pflichtbewusstsein ihr Leben eingesetzt haben.

Sie haben unter verschiedenen Fahnen im Dienst für die Heimat gekämpft und ihr meist noch junges Leben bei mutigen und heldenhaften Taten aufs Spiel gesetzt. Um der in Österreich internierten Flüchtlinge zu gedenken, habe ich bewusst jene Orte ausgewählt, in denen sie eben gelitten haben und wo so mancher von ihnen an den Entbehrungen gestorben ist und noch heute begraben liegt; es handelt sich um Orte, die aus unerklärlichen Gründen meist in Vergessenheit geraten sind. Veranstaltungen wie die österreichisch-italienischen Friedenstreffen sollen alle dazu anregen, über die Sinnlosigkeit von Kriegen nachzudenken und sie mögen eine tiefe Friedenssehnsucht wecken, eine Friedenssehnsucht, wie sie von den Völkern nach den schlimmen Kriegserfahrungen propagiert wird, denn nichts hat unsere streitsüchtige Welt so bitter nötig wie den Frieden. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kriege nach den Friedensverträgen für viele noch lange nicht ausgestanden sind. Vor allem für Witwen, Waisenkinder, für die Kriegsinvaliden, für Verlobte und Bräute, die durch die Folgen des Krieges aus ihren Lebensträumen gerissen wurden, bedeutet die Nachkriegszeit oft eine schwere Belastung, mit der sie zurecht kommen müssen.“

Was liegt Ihnen noch am Herzen?

Das vergangene Jahrhundert hat uns zwei Weltkriege beschert und viele internationale Konflikte, aus denen leicht ein dritter Weltkrieg hätte entstehen können. Es muss daher das Bemühen des Geschichtsunterrichts sein, den jungen Menschen, die schlimmen Ereignisse und die Zerstörungen der Kriege vor Augen zu führen und sie in ihrem Gedächtnis zu verankern, damit sich gewisse Fehler nicht mehr wiederholen. Sie sollen Bescheid wissen über die gewaltsamen Evakuierungen wehrloser Bürger und über die grausamen Bedingungen in den Internierungslagern, in die meist unschuldige Menschen aus unterschiedlichen Gegenden und Nationen verschleppt wurden. Es ist notwendig die Jugendlichen auch heute noch für die Kriegsereignisse und die Leiden zu sensibilisieren, denen vor allem die Soldaten, aber auch die Zivilbevölkerung ausgesetzt waren.

Die Friedenstreffen können und sollen einen Beitrag dazu leisten. Die vielen Menschen, die unter den Kriegen zu leiden hatten, vor allem jene, die an vorderster Front gekämpft haben, mögen für die Jugendlichen ein abschreckendes Beispiel sein, damit sie und ihre Familien auf eine bessere und sichere Zukunft bauen können. Im Wissen über die schlimmen Folgen von Kriegen sollen sie befähigt und angeregt werden in einem guten europäischen Geiste zum Dialog und zur Zusammenarbeit zwischen den Völkern ihren positiven Beitrag zu leisten.

Incontri Italo-Austriaci della Pace - Feltre 2010

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